Füchtorf - Fröhliches Kinderlachen dringt aus der kleinen Reithalle auf Schloss Harkotten. Sechs Jungen aus der ersten und zweiten Klasse der Füchtorfer Grundschule haben sichtlich Spaß auf dem Rücken der Vierbeiner. Sie lernen dabei nicht nur reiten, sondern auch Grenzen und Regeln akzeptieren, sich selbst steuern, Sozialverhalten, Kommunikation und das Gefühl, zu einer Gruppe zu gehören. „Therapeutisches Reiten“ ist das Projekt überschrieben, an dem sich die Wilhelm-Emanuel-von-Ketteler-Schule seit Februar beteiligt.
„Unsere Schule hat sich 2009 dem Netzwerk Bewegung und Gesundheit angeschlossen“, erklärt Leiterin Marlies Borisch. Darum sei man auf der Suche gewesen, auch neue Projekte zur Gesundheitsförderung zu starten. „Ich wusste gar nicht, dass therapeutisches Reiten in Füchtorf angeboten wird“, gibt Marlies Borisch zu. Für die Schule ein echter Glücksfall. „Als Kooperationspartner haben wir den Verein kinder-care gefunden, der dies auf dem Schloss Harkotten seit 2007 anbietet.“
Caterina Kupferschmidt, Reitpädagogin und Familientherapeutin, ist hier mit ihrem Team aus sechs Therapeuten aktiv. Sie verfügt über sechs Pferde, die für das Reiten mit Kindern ausgebildet wurden und an Kinder gewöhnt sind. Es sollen möglichst alle Pferde und alle Therapeuten einbezogen werden. „Wir haben vorher im Kollegium entschieden, welche Kinder teilnehmen sollen“, berichtet Marlies Borisch. Aus jeder Klasse ist mindestens ein Kind dabei, wobei letztlich vier Erst-. und zwei Zweitklässler in Absprache mit den Eltern ausgewählt wurden. „Die Jungen finden es total gut und sind begeistert. Sie freuen sich jeden Donnerstagmorgen darauf“, versichert die Schulleiterin. Der Erfolg gibt den Initiatoren recht, denn die Jungen lernen eine Menge. „Es profitieren alle davon, Schüler, Lehrer und Eltern.“
Begleitet werden die Schüler von Lehramtsanwärter Frederick Wiemerslage, der bei allen 16 Einheiten á 90 Minuten dabei ist. Am Schloss angekommen, setzen sich die Kinder erstmal mit Caterina Kupferschmidt zusammen. „Wir klopfen dann ein wenig die Stimmung ab. Dann geht es in den Stall, um die Pferde fertig zu machen und Kontakt aufzunehmen“, berichtet die Therapeutin. Während die Kinder in der ersten Stunde noch Probleme mit dem geraden Sitzen hatten, sind sie mittlerweile schon recht fit und durften jetzt auch erstmals traben, was sie sehr genossen.
„Jede Schule hat Kinder, die wir mit dem Pferd fördern können“, sagt Bernhard Ringbeck von der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Münster. Er ist seit 35 Jahren als Reittherapeut aktiv. „Die meisten Schulen haben das Geld nicht, darum brauchen sie Unterstützung.“ Die Sparkasse Münsterland-Ost ist hier als ein Sponsor in Münster eingesprungen, und hat dies nun auch auf den Kreis Warendorf ausgedehnt. Auch der Landessportbund gibt finanzielle Unterstützung, der Förderverein der Grundschule hilft, die Stadt als Schulträger zahlt die Bulli-Fahrt zum Schloss, und letztlich zahlen auch die Eltern einen kleinen Beitrag.
Wichtig ist allen, dass dieses Projekt auf Dauer eingerichtet wird. „Die Mutter-Kind-Hilfe plant eine Fortsetzung der Maßnahme für ältere Kinder“, sagt Marlies Borisch. Wer sich für therapeutisches Reiten interessiert, kann sich bei Caterina Kupferschmidt melden.
(Quelle: WN vom 11.03.2011)